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SKOLIOSE – Was sind Skoliosen?

Skoliose - Jeder hat den Begriff schon einmal gehört, aber was bedeutet er eigentlich? Nicht jede Abweichung von der Norm ist eine Erkrankung.

Der menschliche Körper ist extrem individuell. Auch unter den schwierigsten Bedingungen ist er in der Lage, Bestleistungen zu vollbringen. Im Sport sehen wir immer wieder Athlet*innen mit besonderen anatomischen Voraussetzungen. Unter ihnen sind Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordler. So zum Beispiel auch Usain Bolt. Der erfolgreichste Sprinter unserer Zeit und aktuell schnellste Mann der Welt hat – ihr glaubt es nicht – eine Skoliose. Seine sportlichen Leistungen sind außergewöhnlich und werden für immer in den Geschichtsbüchern stehen.
Jeder hat den Begriff schon einmal gehört, aber was bedeutet eine Skoliose eigentlich? Wird sie unsere sportliche Leistung zwingend einschränken? Und ist jede Abweichung von der Norm direkt eine Erkrankung? Diese Fragen wollen wir heute klären.

WAS BEDEUTET SKOLIOSE?

Die Skoliose beschreibt ganz allgemein eine veränderte Form und Position von Wirbelsäule, Brustkorb und Rumpf. Per Definition muss sich die Wirbelsäule dreidimensional verformen, also eine Abweichung nach rechts und links, in Rotation und eine Verwringung des Wirbelkörpers selbst.1 Diese Form der Skoliose bezeichnet man als strukturell. Sie tritt nur angeboren auf und betrifft etwa 10-20% der Patienten mit Skoliosen. Der weitaus größere Teil der Patienten, nämlich 80-90%, ist von einer funktionalen Skoliose betroffen.2;3;4 Und damit wollen wir uns heute auch beschäftigen, weil die funktionale Skoliose häufig als etwas Schlimmes diagnostiziert wird. Schon mal direkt vorne weg: Es gibt keinen Grund, warum jemand mit einer funktionalen Skoliose keinen Sport machen dürfte.5;6

DIAGNOSTIK

Ein asymmetrischer Körper ist etwas völlig normales. Unsere Anatomie und unsere Haltung sind einzigartig, genauso wie jeder Mensch auch einzigartig ist. Also zu behaupten, dass wir alle in ein und derselben Position stehen, squaten oder laufen müssen, ist absolut unvernünftig. Und da müssen wir alle uns selbst an die Nase fassen, nur durch den Blick auf unseren Patienten eine Skoliose zu diagnostizieren. Solange der Mensch nämlich noch keinen Röntgenblick hat, ist diese Vorgehensweise äußerst fragwürdig und gerade zu fahrlässig.

Wir sind eben nicht symmetrisch. Das sehen wir nicht nur an der Wirbelsäule. Im menschlichen Körper gibt es unzählige Bespiele dafür, wie asymmetrisch wir aufgebaut sind. Vom Winkel des Oberschenkelhalses, über die Rotation des Unterschenkels, bin hin zur Ausrichtung der Schulterpfanne. Der Bauplan ist gleich, aber bei jedem von uns variabel ausgeführt. Wir haben ja auch nicht alle dieselbe Augen- und Haarfarbe, oder?

Außerdem sagt die Körperhaltung nichts über Schmerzen aus. Dafür gibt es keine wissenschaftliche Grundlage.7 Und wir sehen immer wieder Patienten, mit einer massiven Krümmung der Wirbelsäule, ohne irgendwelche organischen Beschwerden oder Schmerzen. Also müssen Skoliosen an sich gar keine Probleme bereiten. Wir müssen uns immer auch den Menschen dahinter anschauen und individuell auf ihn eingehen. Und wie wir später sehen werden, können Skoliosen vielleicht sogar leistungssteigernd sein und einen Athleten erst zu dem machen was er ist.

AUFTRETEN

Warum treten funktionale Skoliosen dann überhaupt auf? Nun dazu gibt es noch keine klare wissenschaftliche Meinung. Was wir dabei aber auf jeden Fall berücksichtigen müssen, ist die Art und Weise, wie sich unser Körper an körperliche Belastungen anpasst. Das ist das Tolle am menschlichen Körper und genau so funktioniert ja im Grunde auch Training. Dort wo viel Belastung auf unsere Knochen, Gelenke und die Muskulatur kommt, baut unser Körper z.B. starke Kollagenfasern ein, um das Gewebe fester und belastungsfähiger zu machen. Wenn wir einen Knochen durchsägen, dann sehen wir, dass sich die gesamte Architektur des Knochens an die Belastung anpasst. Da wo viel Belastung ist, befindet sich auch viel Knochensubstanz und umgekehrt bei weniger belasteten Zonen.

Damit lässt sich erklären, warum es gerade im Spitzensport zu einseitig ausgeprägter Muskulatur oder funktionalen Skoliosen kommen kann. Wenn der Körper zu Höchstleistungen getrieben wird, dann passen sich alle Strukturen daran an. Jae et al. konnten zeigen, dass bei Volleyballspielerinnen skoliotische Veränderungen der Wirbelsäule deutlich häufiger auftreten.8 Das ist dann allerdings die Anpassung an die spezifische sportliche Belastung und kann dann sogar hilfreich sein, um ein hohes Leistungsniveau zu erreichen.

Noch spannender wird es bei folgendem prominenten Athleten. Usain Bolt. Wie bereits erwähnt hat er eine Skoliose. Und auf Grund dieser Situation läuft er mit einem Bein 60-70% stärker als mit dem anderen. Unmöglich dann so schnell zu sein? Nun ja, aktuell wird genau daran geforscht und darüber spekuliert, ob Usain Bolt nur wegen dieser asymmetrischen Belastung überhaupt so schnell ist. Wir werden sehen, welche Ergebnisse dort in Zukunft präsentiert werden.

ZUSAMMENFASSUNG

Für die sichere Diagnose Skoliose brauchen wir immer ein Röntgenbild. Nur auf Grund einer asymmetrischen Körperhaltung eine Skoliose zu diagnostizieren ist ein großer Fehler. Unser Körper ist nun mal nicht symmetrisch. Wenn sich durch die sportliche Belastung eine funktionale Skoliose entwickelt, dann können wir das auch wieder ausgleichen. Mit einer Skoliose kann man also definitiv auch weiterhin seinen Sport betreiben und wie wir an Athleten wie Usain Bolt sehen, macht einen eine Skoliose vielleicht auch erst zu dem, der man wirklich ist.


Quellen
1) Grivas TB, Burwell GR, Vasiliadis ES, Webb JK: A segmental radiological study of the spine and rib-cage in children with progressive Infantile Idiopathic Scoliosis. Scoliosis. 2006

2) Burwell RG, Cole AA, Cook TA, Grivas TB, Kiel AW, Moulton A, Thirlwall AS, Upadhyay SS, Webb JK, Wemyss-Holden SA: Pathogenesis of idiopathic scoliosis. The Nottingham concept. Acta Orthop Belg. 1992

3) Nissinen M, Heliovaara M, Ylikoski M, Poussa M: Trunk asymmetry and screening for scoliosis: a longitudinal cohort study of pubertal schoolchildren. Acta Paediatr. 1993

4) Grivas TB, Wade MH, Negrini S, O’Brien JP, Maruyama T, Hawes MC, Rigo M, Weiss HR, Kotwicki T, Vasiliadis ES: SOSORT consensus paper: school screening for scoliosis. Where are we today?. Scoliosis. 2007

5) Omey M.L., Micheli L.J., Gerbino P.G. Idiopathic scoliosis and spondylolysis in the female athlete. Tips for treatment. Clin Orthop Relat Res. 2000

6) Wood K.B. Spinal deformity in the adolescent athlete. Clin Sports Med. 2002

7) Schmidt et al., How do we stand? Variations during repeated standing phases of asymptomatic subjects and low back pain patients. 2018

8) Jae et al., Asymmetric Exercise and Scoliosis: A Study of Volleyball Athletes. 2001

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